Eine „funktionierende Kreislaufwirtschaft“
Kalthof. „Man muss uns einfach mal unsere Arbeit machen lassen. Noch nie hat es so viele gesetzliche Bestimmungen geben. Und dann muss man sich auch noch diffamieren lassen“: Damit spielt der Kalthofer Landwirt Ulrich Brinckmann auf die inzwischen eingestellte Kampagne „Bauernregeln“ von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks an. Mit Sprüchen wie „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“ wollte die Landwirtschaftministerin auf tatsächliche oder eben vermeintliche Missstände in der konventionellen Landwirtschaft aufmerksam machen. Ulrich Brinckmann, der auf seinem Hof am Langen Buch rund 1000 Mastschweine hält, hat der Schweine-Spruch natürlich besonders auf die Palme gebracht. „Man könnte glauben, dass wir nichts anderes im Sinn hätten, als Tiere zu quälen und die Landschaft zu vergiften“, sagte Brinckmann am Montag gegenüber den Vertretern der CDU-Ratsfraktion, die im Rahmen ihrer Reihe „CDU vor Ort“ den Hof besichtigten.
Kritik an der Bundesumweltministerin
Fraktionsvorsitzender Fabian Tigges und der CDU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schick kritisierten die Bundesumweltministerin ebenfalls für die Kampagne. Und in die Kritik bezogen sie den Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) gleich mit ein. „Man sollte genauer hinschauen, bevor man Bauern an den Pranger stellt“, sagte Schick. Und deshalb habe man sich auch für den Besuch bei Ulrich Brinckmann entschieden.
Er fühle sich wohl in der Haut als konventioneller Landwirt, sagte Ulrich Brinkmann. Er habe dieses Handwerk von der Pike auf gelernt und auch nicht die Absicht, ins „Öko-Fach“ zu wechseln. Brinckmann verteidigte das Verfahren, die Gülle der Schweine auf seine Felder zu bringen. Die Nitratwerte in der heimischen Region seien in Ordnung. Probleme gebe es dort, wo zu viele Schweine auf zu wenig Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten würden. Brinckmann bewirtschaftet 75 Hektar, baut Raps, Weizen und Gerste an, die Ernte dient als Futter für seine Schweine. Einschließlich der Gülleausbringung spricht der Kalthofer Landwirt daher von einer „funktionierenden Kreislaufwirtschaft“. Schon jetzt gebe es scharfe Auflagen. Gülle dürfe im Winter nicht mehr ausgebracht werden und Mist wohl demnächst auch nicht mehr. Das führe natürlich dazu, dass die Güllewagen dann im Frühjahr verstärkt unterwegs seien.
Klimacomputer sorgt für richtige Temperatur
Bei der Betriebsbesichtigung mit der CDU wurde Brinckmann auch auf das Thema Antibiotika angesprochen. Dazu sagte der Landwirt, dass jede landwirtschaftliche Tierhaltung von einem Tierarzt begleitet werde. Antibiotika kämen nur „auf den Punkt“, also auf ein konkretes Tier bezogen zum Einsatz, wenn dieses erkennbar Schmerzen habe. Weiterreichender Antibiotika-Einsatz sei auf seinem Hof sehr selten.
Zuletzt habe es im Jahr 2012 einen solchen Fall gegeben. „Ich versuche natürlich, meine Tiere gesund zu halten“, sagt Brinckmann und schildert, welcher Aufwand dafür betrieben werde. So sorge ein Klimacomputer dafür, dass im Stall immer eine konstante Temperatur herrsche und genügend Frischluft zur Verfügung stehe. Ein Spaltenboden stellt dabei sicher, dass die Fäkalien der Tiere direkt abfließen können.
Am Anfang kommen die Schweine als 29 bis 30 Kilo schwere Ferkel auf den Hof. Die Mast dauert dann rund drei bis vier Monate, bis die Tiere ihr Schlachtgewicht von rund 120 Kilogramm erreicht haben. Geschlachtet werden die Tiere im Schlachthof Unna, den die Metzgerei Jedowski aus Balve übernommen hat. Abnehmer der Tiere von Ulrich Brinckmann sind dann handwerkliche Metzgereien insbesondere in Iserlohn, Hemer und Menden. Die Wahrscheinlichkeit sei also hoch, dass heimische Fleischkonsumenten regelmäßig ein Schnitzel auf den Teller bekommen, welches seinen Ursprung auf dem Hof Brinckmann hatte.
Das derzeitige Preisniveau sei nicht voll zufriedenstellend, sagte Brinckmann. Mit dem Beginn der Grillsaison würden die Preise dann vielleicht wieder etwas anziehen. Bezogen auf die Grillsaison sagte Fabian Tigges, dass die CDU ihren Beitrag dazu leisten wolle.
Quelle: IKZ vom 15.03.2017
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